Im Herbst sterbst –

– ist ein Spruch, der leider ganz besonders für die liebe, uns allen so vertraute Drosophila Melanogaster gilt. Der Anblick der Obstschale wird regelrecht schal, wenn diese Artisten der Lüfte sich für die nächsten Monate aus unseren Stuben zurückziehen…

Wie virtuos sich diese kleinen Schlingel in die Luft erheben und warum sie sich so schwer fangen lassen, das kann man in diesem schönen Video von Gwyneth Card & Michael Dickinson sehen:

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17 Kommentare zu Im Herbst sterbst –

  1. Anonym sagt:

    Wirklich interessante Flugtechniken….allerdings habe ich bisher noch nicht wirklich versucht diese Akrobaten per Hand einzufangen. Das erledigt für mich ein orangefarbenes Schälchen gefüllt mit Wasser, 1 Tropfen Pril und etwas Weißwein oder Essig ;-). Diesem unwidestehlichen Gebräu konnte bisher keine widerstehen.
    Na ja…ich bin da etwas eigenwillig und genieße meine Tomaten lieber selbst…..ggg*

    • KaterMurr sagt:

      Dann müßte man ja glatt mal ein Video über die Schwimmtechnik der Fliegen drehen… :))

      • Anonym sagt:

        Video…tststs….Optimist…..Dank Pril ist das Ganze eher eine Momentaufnahme und schwups…wech isse…

        • KaterMurr sagt:

          Robert Musil:
          Das Fliegenpapier

          Das Fliegenpapier Tangle foot ist ungefähr sechsunddreißig Zentimeter lang und einundzwanzig Zentimeter breit; es ist mit einem gelben, vergifteten Leim bestrichen und kommt aus Kanada. Wenn sich eine Fliege darauf niederläßt – nicht besonders gierig, mehr aus Konvention, weil schon so viele andere da sind -, klebt sie zuerst nur mit den äußersten umgebogenen Gliedern aller ihrer Beinchen fest. Eine ganz leise, befremdliche Empfindung, wie wenn wir im Dunkel gingen und mit nackten Sohlen auf etwas träten, das noch nichts als ein weicher, warmer, unübersichtlicher Widerstand und schon etwas, in das allmählich das grauenhaft Menschliche hineinflutet, das Erkanntwerden als eine Hand, die da irgendwie liegt und uns mit fünf immer deutlicher werdenden Fingern festhält.

          Dann stehen sie alle forciert aufrecht, wie Tabiker, die sich nichts anmerken lassen wollen, oder wie klapprige alte Militärs (und ein wenig o-beinig, wie wenn man auf einem scharfen Grat steht). Sie geben sich Haltung und sammeln Kraft und Überlegung. Nach wenigen Sekunden sind sie entschlossen und beginnen, was sie vermögen, zu schwirren und sich abzuheben. Sie führen diese wütende Haltung so lange durch, bis die Erschöpfung sie zum Einhalten zwingt. Es folgt eine Atempause und ein neuer Versuch. Aber die Intervalle werden immer länger. Sie stehen da und ich fühle, wie ratlos sie sind. Von unten steigen verwirrende Düfte auf. Wie ein kleiner Hammer tastet ihre Zunge heraus. Ihr Kopf ist braun und haarig, wie aus einer Kokosnuss gemacht; wie menschenähnliche Negeridole. Sie biegen sich vor und zurück auf ihren festgeschlungenen Beinchen, beugen sich in den Knien und stemmen sich empor, wie Menschen es machen, die auf alle Weise versuchen, eine schwere Last zu bewegen; tragischer als Arbeiter es tun, wahrer im sportlichen Ausdruck der äußersten Anstrengung als Laokoon. Und dann kommt der immer gleich seltsame Augenblick, wo das Bedürfnis einer gegenwärtigen Sekunde über alle mächtigen Dauergefühle des Daseins siegt. Es ist der Augenblick, wo ein Kletterer wegen des Schmerzes in den Fingern freiwillig den Griff der Hand öffnet, wo ein Verirrter im Schnee sich hinlegt wie ein Kind, wo ein Verfolgter mit brennenden Flanken stehen bleibt. Sie halten sich nicht mehr mit aller Kraft ab von unten, sie sinken ein wenig ein und sind in diesem Augenblick ganz menschlich. Sofort werden sie an einer neuen Stelle gefasst, höher oben am Bein oder hinten am Leib oder am Ende eines Flügels.

          Wenn sie die seelische Erschöpfung überwunden haben und nach einer kleinen Weile den Kampf um ihr Leben wieder aufnehmen, sind sie bereits in einer ungünstigen Lage fixiert, und ihre Bewegungen werden unnatülich. Dann liegen sie mit gestreckten Hinterbeinen auf den Ellenbogen gestemmt und suchen sich zu heben. Oder sie sitzen auf der Erde, aufgebäumt, mit ausgestreckten Armen, wie Frauen, die vergeblich ihre Hände aus den Fäusten eines Mannes winden wollen. Oder sie liegen auf dem Bauch, mit Kopf und Armen voraus, wie im Lauf gefallen, und halten nur noch das Gesicht hoch. Immer aber ist der Feind bloß passiv und gewinnt bloß von ihren verzweifelten, verwirrten Augenblicken. Ein Nichts, ein Es zieht sie hinein. So langsam, dass man dem kaum zu folgen vermag, und meist mit einer jähen Beschleunigung am Ende, wenn der letzte innere Zusammenbruch über sie kommt. Sie lassen sich dann plötzlich fallen, flach vorne aufs Gesicht, über die Beine weg; oder seitlich, alle Beine von sich erstreckt; oft auch auf die Seite, mit den Beinen rückwärts rudernd. So liegen sie da. Wie gestürzte Aeroplane , die mit einem Flügel in die Luft ragen. Oder wie krepierte Pferde. Oder mit unendlichen Gebärden der Verzweiflung. Oder wie Schläfer. Noch am nächsten Tag wacht manchmal eine auf, tastet eine Weile mit einem Bein oder schwirrt mit dem Flügel. Manchmal geht solche eine Bewegung über das ganze Feld, dann sinken sie alle noch ein wenig tiefer in den Tod. Und nur an der Seite des Leibs, in der Gegend des Beinansatzes, haben sie irgendein ganz kleines, flimmerndes Organ, das lebt noch lange. Es geht auf und zu, man kann es ohne Vergrößerungsglas nicht bezeichnen, es sieht wie ein winziges Menschenauge aus, das sich unaufhörlich öffnet und schließt.

  2. theobromina sagt:

    Ja, watt denn, die brechen auf mein Obst? Wieso denn? Spinnen die? Ich finde das ausgesprochen unhöflich, muss ich sagen. Kann man denen das vielleicht eventuell abgewöhnen?

    • KaterMurr sagt:

      Ach dett bischen fällt do janich uff! :))

    • GENAU das ist der Punkt – sie sind nämlich voll unhöflich! :yes:

      Wie wäre es, wenn sie sich auch noch andere technische Fähigkeiten aneignen würden und ihre eigenen kleinen Toiletten bauen? Dann wäre das Problem mit dem Verteilen von noch kleineren Lebewesen auf Lebensmittel evtl. gelöst…

      • KaterMurr sagt:

        Je nun, unhöflich…
        Wenn ich mir so anschaue, wie die Erzeugungs- und Vertriebswege auf dem Obst- und Gemüsemarkt für die meisten Konsumenten auf der nördlichen Hemisphäre organisiert sind, vermag ich im Verhalten dieser Fliegen eigntlich keine Unhöflichkeiten mehr erkennen.
        (Mother Earth Strikes Back!) 🙂

  3. Anonym sagt:

    Danke, Kater Murr. „A little flying machine… artists of aerodynamic… was auch immer“ Mein schlechtes Gewissen wird mich ewig begleiten bei der nächsten Tötungswelle. Kaum zu glauben, daß das im Video wirklich diese kleinen Viecher sind.

    • KaterMurr sagt:

      Das Video fand ich wirklich Spitze, sowas sieht man nicht alle Tage. (Auch wenn die Viecher ständig um einen herum wuseln)

      • Anonym sagt:

        Die sehen darin aus wie Rieseninsektenmonsterklöpperteile! hier auch immer noch… sooo winzig… tun mir irgendwie leid jetzt…

        • KaterMurr sagt:

          Na denn mach die Heizung an, dann leben sie auch noch ein bischen länger. Oder: schau Dir das Video öfter an. 😉

          • Anonym sagt:

            Ich seh sie jetzt mit ganz anderen Augen… gerade eben flog eine dicht an meiner Nase vorbei. Normalerweise hätt ich zugeklatscht… aber jetzt dürfen sie leben und sich vermehren… hab ja gelesen ist gut für die Fischzucht… ich werde reich!!!

  4. Wirklich interessant, die Flugtechnik – es macht sie mir aber nicht sympathischer, die Fliegen. Ein Wunderwerk der natur sind sie aber allemal.

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